Unternehmer*innen für eine Wirtschaft von morgen
Herausforderungen, kommt her – ich freue mich auf euch!
Evolutionäre Unternehmensentwicklung: Vom Kundenbedürfnis hin zu: Was braucht die Welt? - ein Interview mit Stefan Drobka
Stefan Drobka, bei SINN|MACHT|GEWINN 2022 hast du einen Workshop über evolutionäre Unternehmensentwicklung gehalten. Was dürfen wir darunter verstehen?
Man kann das aus verschiedenen Perspektiven sehen, aber ich würde mal eine Betrachtungsweise hervorheben: die Sicht des Unternehmers.
Wenn ich als Selbstständiger starte, muss ich erstmal Unternehmer werden. Ich löse viele Probleme und dann wollen viele Menschen bestimmte Egoziele erreichen: Wenn ich erfolgreich bin, verdiene ich viel Geld, fahre einen Porsche, habe ein schickes Haus – all diese Dinge.
Irgendwann erkennt man als Unternehmer, dass es nicht darum geht viel Geld zu verdienen, sondern die Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen. Wenn mir das gelingt, wird der Kunde ein Interesse haben, dass es mich auch morgen noch gibt und ich meine Leistungen anbieten kann.
In der evolutionären Unternehmensentwicklung geht man dann den nächsten Schritt:
Vom Kundenbedürfnis hin zu dem, was die Welt braucht.
Der Shift ist dann:
Viele Unternehmer sind in ihr Produkt verliebt und wollen mit ihrer Begeisterung den Kunden überzeugen, dass er das Produkt braucht. Dabei verwechseln sie ihre Verliebtheit mit seinem Bedürfnis. Aufgrund ihres Egos nehme sie sein Bedürfnis nämlich gar nicht wahr.
Bei der evolutionären Unternehmensentwicklung versuche ich nach und nach mein Ego zurückzuschrauben und zu erspüren: Wozu braucht die Welt uns?
Und sich dann dahin weiterzuentwickeln.
Auch in dem Vertrauen, dass man dann immer noch genug Geld verdient. Nicht, um den Porsche zu finanzieren. Aber die Gehälter der Mitarbeitenden.
Welche Auswirkungen hat das auf die Mitarbeitenden, wenn man plötzlich von den Kundenbedürfnissen ausgeht und nicht vom eigenen Unternehmer-Ego und seiner Produktverliebtheit?
Dazu muss ich mal etwas weiter ausholen und aus meiner eigenen Geschichte etwas erzählen.
Ich war jahrelang am Kämpfen, um überhaupt eine schwarze Null zu schreiben. Mein Glück war, dass schon durch meine Erziehung der Bezug zu Statussymbolen sehr gering war. Autos interessieren mich nicht.
2018 hatte ich durch einen Großauftrag genug Geld und konnte mich auf die Kundenbedürfnisse konzentrieren. Das war mein Fokus, aber für meine Mitarbeitenden hat sich zunächst nicht viel geändert. Der Shift liegt also vor allem bei mir als Unternehmer. Dem Mitarbeitenden ist das relativ egal, solange er sein Geld erhält.
In der evolutionären Unternehmensentwicklung hingegen spürt der Mitarbeitende die Auswirkungen.
Denn mir geht es vor allem darum, Machthierarchien abzubauen.
Wenn der Mitarbeitende nicht nur ein abhängig Beschäftigter ist, sondern das Vertrauen spürt. Er sieht, wohin wir uns entwickeln wollen, und darf dabei so sein, wie er ist. Das ist dann ein deutlicher Wandel, wie er die Arbeitswelt betrachtet.
In meinem Unternehmen sind wir noch ganz am Anfang dieses Prozesses, den wir mit externer Hilfe gestartet haben. Das Team übernimmt dabei Geschäftsführeraufgaben, die es zum eigenen Thema macht und lösen will.
Dein Unternehmen ist in letzter Zeit stark gewachsen, so stieg die Mitarbeiterzahl von 10 auf 25. Das bedeutet für dich mehr Verantwortung. Du sagst, du bist dennoch entspannt dabei und hast ein tolles Unternehmerleben. Wie kommt das?
Wir waren fünf Leute, dann bekamen wir einen Großauftrag und waren schließlich zu neunt. Da hatte ich die Eingebung, ich müsse mal wieder an meiner Persönlichkeit arbeiten.
Nacheinem Einzelcoaching bin ich ins Unternehmenstraining gegangen und war zwei Jahre lang nur noch halbtags im Büro. Das war eine harte Ausbildung. Ich musste Sport treiben, meditieren, an meinem Lebensstil arbeiten. Und das mit anderen Unternehmern im Austausch, die genauso sich entwickeln wollten. Wir haben uns gegenseitig gepusht und man konnte sich zwei Jahre lang nicht mal einfach auf die Couch setzen und ausruhen.
Es ging immer darum, raus aus seiner Komfortzone zu kommen. Und dadurch habe ich die Fähigkeiten erlangt, wie man ein Unternehmen erfolgreich führt. Ich traue mir jetzt viel mehr zu. Mein Unternehmen kann gern auch weiterwachsen. Ich weiß, dass ich es halten kann, weil ich diese Ausbildung und damit ein gutes Fundament habe. Die meisten wurschteln sich so durch, während ich das Vertrauen habe, die Dinge zu meistern, die da kommen werden.
Dadurch werde ich immer entspannter und kann mich auf die Frage konzentrieren: Was will das Leben von mir?
Es klingt vielleicht eigenartig, aber ich bemühe mich achtsam im Augenblick zu sein. Ich weiß in der Regel vorher nicht, was ich heute mache – auch auf der Arbeit nicht. Die Zielrichtung ist natürlich klar und es gibt immer große Steine, die bewegt werden müssen.
Aber der nächste kleine Schritt entsteht spontan und wenn ich keine Lust mehr habe, höre ich auf. Ich mache zu 99 Prozent das, wozu ich Lust habe. Und das hat mit der Haltung zu tun, mit der ich dem Leben begegne. Von den Werten her bin ich getrieben von Nachhaltigkeit. Ich möchte diese Gesellschaft ändern und dafür stehe ich früh und mit Begeisterung auf.
Was war deine wichtigste Erkenntnis in dieser unternehmerischen Entwicklung?
Ein wichtiger Punkt beim Unternehmenstraining war, dass man lernt Konflikte zu lieben. Das führte schnell dazu, dass ich mir jeden Tag eine Aufgabe gesucht habe, bei der ich in einen Konflikt gehe. Das muss nicht ein Streit sein, aber ich habe mir angewöhnt, morgens zu sagen: Herausforderungen, kommt her – ich freue mich auf euch! Und dadurch kann ich mittlerweile auch ganz gut ins Universum reinspüren, was die nächsten Herausforderungen sein werden.
Es gibt immer noch viele, die sagen: Deinen Job will ich nicht haben.
Meine subjektive Bewertung ist aber: Ich bin entspannt.
Wir müssen natürlich weiter Geld verdienen, effizient sein, die Steine bewegen. Und wenn es eine Krise gibt und meine Mitarbeitenden brauchen mich, dann gehe ich da gern rein. Und freue mich darauf, denn das ist mein Job.
Das Interview führte Ronald Battistini.
Über Stefan Drobka
Dipl.-Ing. Stefan Drobka ist Gründer und Geschäftsführer des Planungsbüro Drobka im brandenburgischen Bad Belzig und plant nachhaltige, klimaschonende Anlagen für die technische Gebäudeausrüstung.
Sein Leitmotiv ist das Erschaffen von Lebens- und Arbeitsräumen. Gegenseitiger Respekt, offene Wertschätzung und ehrliche Kommunikation prägen seinen persönlichen Stil, sowohl im Umgang mit seinem Team und seinen Auftraggebern als auch in der Realisierung von Bauprojekten oder im Aufbau des eigenen Unternehmens. Bei all seinen Handlungen geht es ihm immer um das Erreichen gemeinsamer Ziele.
Der Ingenieur der Energie- und Verfahrenstechnik betrachtet sein Unternehmen als einen Ort, an dem sich menschliche Potenziale voll entfalten können. Chancen zur Weiterbildung können und sollen genutzt werden. Stefan bietet die Möglichkeit, den eigenen Arbeitsalltag in Einklang mit den individuellen Bedürfnissen des familiären Lebens zu bringen. Mit seinen drei Kindern ist er selbst Familienmensch und kennt die Herausforderungen nur zu gut, Arbeit und Familie zu leben.
Stefan setzt für sich konsequent um, was ihm auch in seinem Team wichtig ist. So besucht er regelmäßig Seminare, nimmt Coachings in Anspruch und ist Mitglied eines Braintrusts für Unternehmer. Als Unternehmer bleibt Stefan stets am Puls der Zeit. Er entwickelt sein Unternehmen kontinuierlich weiter, um es optimal für die Zukunft aufzustellen. Ein gesundes und gut funktionierendes Unternehmen – für seine Kunden und das eigene Team.
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Veröffentlicht am 18. Februar 2023