Buchtipp des Monats

Wie die Wissenschaft helfen kann, dem Wachstumsdilemma und der Klimakrise zu entkommen

Dass unbegrenztes Wachstum auf einem sehr wohl begrenzten Planeten nicht haltbar ist, haben wir alle schon gehört. Doch was, wenn wir - statt über Reduktion und Verzicht zu sprechen - die erreichten Grenzen als Umkehrpunkte verstehen, von denen ausgehend wir ganz neue und kreative Wege einschlagen können?

Anders Levermann schlägt das mathematische Prinzip der Faltung als neues Narrativ für die Wirtschaft vor. Die Idee: Es gibt unzählige Lösungswege innerhalb der vorgegebenen Grenzen. Denn so funktioniert die mathematische Faltung:

Wir definieren einen dreidimensionalen Bereich, egal wie klein. Ein Punkt, der nur durch diesen klar definierten Bereich reisen darf und dabei keine bereits "ausgefahrenen Wege" nutzen soll, wird jedes Mal, wenn er an die Grenze stößt, radikal seine Richtung ändern. Er "faltet" also seinen Pfad immer wieder, geht ständig neue Wege und erforscht dabei den gesamten Raum sogar schneller als bei einer systematischen Suche.

»Grenzen sind nicht das Ende unseres Wohlstands, sondern dessen Garant«

Dieses mathematische Prinzip überträgt Levermann, theoretischer Physiker mit Fokus auf die Klimaforschung, in seinem Buch "Die Faltung der Welt" nun auf die Wirtschaft. Er bietet damit eine Alternative zum Paradigma des unendlichen Wachstums, die sich jedoch nicht auf "Verzicht und ein Zurück zu alten Lebensweisen" stützt.

Mehr Diversität statt einfach nur "Mehr"

Wachstum hat von Natur aus Grenzen. Das muss aber nichts Schlechtes sein. Die Idee der Faltung zeigt auf, wie Weiterentwicklung auch möglich ist, wenn wir vom aktuellen "Höher, schneller, weiter"-Kurs radikal abweichen und stattdessen gänzlich neue Wege ausprobieren. Und zwar viele verschiedene, denn vor allem in der Diversifizierung der Lösungswege liegt die Stärke des Modells.

In neun Kapiteln wendet Levermann das Prinzip der Faltung auf die unterschiedlichsten Wirtschafts- und Lebensbereiche an und bietet schlussendlich sogar Argumente sowohl für Kapitalisten, Kommunisten, Nachhaltigkeitsdenker als auch Pragmatiker - in der Hoffnung, mit seinem Narrativ der Faltung eine größtmögliche Schnittmenge anbieten zu können.

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