LiF-Geschichten: Weil das Private auch ökonomisch, ökologisch und politisch ist

Was Ellens Umzug nach Belzig mit den Fragen unserer Zeit zu tun hat

LiF-Geschichten: Weil das Private auch ökonomisch, ökologisch und politisch ist

Ich bin umgezogen.
Aus Berlin nach Bad Belzig.

Warum erzähle ich Euch das?
Zum Einen, weil es ein Abenteuer ist. Von der Millionenstadt, in der ich augewachsen bin und in der ich mein Leben lang - bis auf die Studienzeit und weitere 4 Jahre danach - gelebt habe, aufs Land, in die Kreisstadt mit knapp 12.000 Einwohner*innen.

Doch das ist nicht das eigentliche Abenteuer.
Das eigentliche Abenteuer haben wir zusammen mit 70 anderen Menschen in den letzten 3,5 Jahren vorbereitet:
Ein Generationen-Wohnprojekt mit 45 Wohnungen.

Hier wollen wir ab jetzt leben: 30 Kinder und deren Eltern und Menschen, wie ich und mein Liebster, die ohne Kinder an diesen Platz gekommen sind. Sich einlassen auf ein Zusammenleben mit 100 weiteren Menschen - der jüngste Mensch gerade unterwegs, im April erwartet, die Ältesten gerade letztes Jahr 70 geworden und alle Altersstufen dazwischen (ausgenommen die 20-er. Das scheint das Alter, wo man für diese Art von Projekt wohl noch keine Antenne hat.)

Doch ich erzähle Euch das nicht nur wegen des Abenteuers, dass es bedeutet sein Wohnumfeld auf diese Art und Weise zu wechseln. Ich erzähle es Euch vor allem, weil unsere Entscheidung und die der anderen in diesem Projekt, so wohnen zu wollen, unsere Antwort auf eine ganze Reihe von Fragen dieser Zeit ist.

  • Sei es die Frage nach der Ökologie im Bauen und deren Möglichkeiten.
  • Sei es die Frage, wie Kinder in einem sicheren, inspirierenden und vielfältigem Umfeld aufwachsen können - wie man heute das berühmte ganze Dorf schaffen kann, das es braucht, um ein Kind groß werden zu lassen.
  • Sei es die Frage, wie Eltern Beruf und Familie richtig gut unter einen Hut bekommen, ohne sich dabei zu überfordern oder den Kids zu viel zuzumuten.
  • Sei es die Frage, wie wir alt werden wollen und wie wir uns auf die Zeit vorbereiten, in der wir vielleicht Unterstützung in unserem Alltag brauchen.
  • Sei es die Frage, wie es gelingen kann, mit anderen Menschen in einer Art von Gemeinschaft zu leben, die sich gegenseitig unterstützt, aushilft, fordert und fördert - UND die unsere Individualität respektiert und uns allen Freiraum ermöglicht, den wir für unsere Entfaltung brauchen.
  • Sei es die Frage, wie wir Ressourcen so nutzen können, dass wir uns ein gutes Leben ermöglichen und dennoch nicht unendlich viele Dinge selbst besitzen müssen. Am Ende die Frage: Wie Suffizienz im Alltag wirklich gelingen kann.
  • Sei es die Frage, wie sich in nichthierarchichen Organisationen Entscheidungen finden lassen, die dauerhaft und tragfähig sind und das mit vertretbarem Zeit- und Diskussionsaufwand und am besten mit Freude und Leichtigkeit.
  • Und da sind noch so viele andere Fragen.

Schon in den mehr als 3,5 Jahren Vorbereitung und Bauphase haben wir so viel voneinander und miteinander gelernt und experimentiert, uns super intensiv kennengelernt und dabei ein 20-Millionen-Öko-Bauprojekt gerockt, dass ich Euch jetzt in lockerer Folge davon berichten möchte. Denn ich bin mir sicher, das was wir hier miteinander leben und erfahren, tut nicht nur uns gut, es enthält so viele Anregungen und Learnings nicht nur für ähnliche Projekte, auch für Unternehmen und Organisationen und es ist ein wichtiges Puzzleteil im Transformationsprozess unserer Zeit.

Ich freu mich drauf, Euch an unseren Entwicklungen teilhaben zu lassen.


Auf den Fotos seht Ihr Umzugsstationen und Impressionen von unserem Gelände.

Noch sind wir dabei unsere Wohnung fertig einzurichten.
Die Gemeinschaft ist dabei, sich vor Ort zu organisieren und aus dem Vorbereitungsmodus in den Alltagsmodus vor Ort überzugehen. Vergleichbar mit dem Prozess, wenn ein Startup aus der Pilot- und Finanzierungsphase übergeht in die reguläre Produktion. Arbeitsstrukturen sind anzupassen, Teams - bei uns Kreise - formieren sich neu, Prozesse müssen neu gedacht und ganz neue Prozesse erdacht, ausprobiert und etabliert werden.

Freu Dich auf meinen nächsten Bericht aus dem LiF und stell mir gern Fragen zu allem, was Dich an diesem Projekt interessiert.

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