Unbedingt lesen!

Maren Urner "Radikal emotional"

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Politik ohne Gefühle wäre Politik ohne Menschen

Beim Blick auf aktuelle politische Debatten würde sicher niemand behaupten, dass diese gänzlich emotionslos und rein rational geführt würden. Maren Urner möchte in ihrem Buch "Radikal emotional. Wie Gefühle Politik machen" aber nicht nur aufzeigen, dass es keine lupenreine Rationalität gibt und sich menschliche Gefühle überall einschleichen. Sie möchte vor allem dazu anregen, Gefühle als politischen Treiber bewusst wahrzunehmen, anzuerkennen und einzubeziehen.

Hand aufs Hirn: Wer handelt wirklich rein rational?

In einer Diskussion bezeichnete Maren Urner uns Menschen einmal als "emotionale Blobs auf zwei Beinen". Als Neurowissenschaftlerin hält sie die Trennung von Politik als rationalem, öffentlichen Handeln und Gefühlen, die nur im Privaten stattfinden, für eine Fiktion, die nicht viel mit der Realität zu tun hat.

Politik betrifft Menschen und wird von Menschen gemacht – und darum geht es bei ihr vor allem anderen um Gefühle und Emotionen.

Da wir uns aber einbilden, Politik und Gefühle ließen sich trennen, kommen wir in unseren gesellschaftlichen und politischen Debatten nicht vom Fleck. Denn wenn wir unsere Gefühle verleugnen oder gar nicht wahrnehmen, können wir auch nicht gegensteuern, wenn wir uns zum Beispiel von unbegründeten Ängsten leiten lassen.

Verunsicherte Denkorgane

Dabei suchen unsere Hirne eigentlich nur nach einem: Nach Sicherheit. Und dafür vollführen sie manchmal ziemlich beeindruckende Akrobatik. Worin sie sich hingegen schwertun ist das langfristige, auf die Zukunft ausgerichtete Denken. Denn für langrfristige Sicherheit sind oft Veränderungen im Hier und Jetzt notwendig. Und Veränderungen verursachen Angst und Unsicherheit.

Die "Lagerbildung" und die viel diskutierte "[...] Polarisierung, die wir hierzulande und international beobachten [...] ist das Ergebnis der omnipräsenten Aufgabe, mich »dafür« oder »dagegen« zu positionieren". Auch diese imaginierten Gruppen schaffen ein (nicht selten falsches) Sicherheitsgefühl durch die Vorstellung von Zugehörigkeit. Sich als unwissend oder unentschieden zu outen, macht erstmal zum Außenseiter.

Eine neue Reifeprüfung in drei Schritten

In ihrem neuen Buch plädiert Maren Urner dafür, dass wir uns ganz grundsätzlich mit den Gefühlen auseinandersetzen, die unser Handeln leiten, und dass wir lernen, sie zu erkennen und zu verstehen. Dabei soll der Fokus vom "Wogegen" hin zum "Wofür" gelenkt werden.

Als zweiten wichtigen Ansatz vertritt die Autorin die Idee von radikaler Ehrlichkeit. Wenn wir es schaffen, wirklich ehrlich miteinander zu kommunizieren, warum wir uns eine Veränderung wünschen oder warum wir vor ihr Angst haben, können wir effektiver nach gemeinsamen Lösungswegen suchen.

Und zum Dritten geht es Urner um die Aufhebung falscher Dichotomien. Denn für "echtes zukunftsorientiertes Denken und Handeln" müssen wir "die falschen Trennungen zwischen Gefühl und Verstand, zwischen Privatem und Gesellschaftlichem, zwischen Mensch und Umwelt überwinden".

TL;DR: Das Fazit

Anschaulich und in verständlicher Sprache erklärt Urner ihrem neuen Buch, warum wir die Gefühle aus der Politik nicht rausdenken können und sollten, und wie wir stattdessen mit ihnen umgehen können, um gemeinsam die größten Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Ein guter und wichtiger Beitrag zur Veränderung der politischen Praxis und der gesellschaftlichen Debattenkultur.

Das Buch erschien am 2. Mai 2024 im Droemer HC Verlag. Bei buch7 kannst Du das Buch physisch oder digital bestellen und dabei sogar ein gutes Gewissen haben und Gutes tun. Mehr erfahren.

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Veröffentlicht am 21. Mai 2024

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